Stadtgebiet Solothurn West

FAQ

Sanierung

Welche Arbeitsschritte sind im Sanierungsprojekt vorgesehen?

  1. Vorgängige Aerobisierung / Belüftung bestimmter Deponieflächen zur Geruchsminimierung und Trockenlegung
  2. Totalaushub der drei Deponien mit erster Grobtriage beim Deponiekörper
  3. Behandlung des Aushubmaterials in temporärer Abfallanlage vor Ort (Waschen, Analysieren, Triagieren etc.)
  4. Fachgerechte und gesetzeskonforme Entsorgung des Materials
  5. Erfolgskontrolle, ob Sanierungsziel erreicht und Freigabe zur Wiederauffüllung und Rekultivierung
  6. Rekultivierung der Deponien Spitelfeld und Oberer Einschlag
  7. Ausführung ökologischer Aufwertungsmassnahmen auf dem Spitelfeld und Oberen Einschlag

Wie läuft die Sanierung ab?

Zuerst werden der Installationsplatz und die temporäre Abfallanlage auf der Deponie Unterhof errichtet. Im Bereich des Installationsplatzes wird das Deponiematerial vorgängig ausgehoben. Als Vorbereitung für den Totaushub werden die Flächen auf der Deponie Spitelfeld belüftet. Anschliessend erfolgt der etappenweise Aushub von Ost nach West (Spitelfeld, Oberer Einschlag) mit Behandlung des Deponiegutes in der Abfallanlage und gesetzeskonformen Entsorgung bzw. Verwertung. Nach Erreichung des Sanierungsziels folgt die Freigabe zur Wiederauffüllung und Rekultivierung. Im Zuge der Rückbauarbeiten des Installationsplatzes und der Abfallanlage erfolgt die restliche Sanierung der Deponie Unterhof. Diese Fläche befindet sich im Bauperimeter «Weitblick» der Stadt Solothurn und wird nicht rekultiviert respektive aufgefüllt.

Was passiert bei der vorgängigen Aerobisierung des Deponiekörpers?

Mit der vorgängigen Aerobisierung / Belüftung werden die Geruchs- und Gasemissionen aus dem Deponiekörper verringert bzw. unterbunden. Dies geschieht indem das Deponiesickerwasser abgepumpt und danach Umgebungsluft in den Deponiekörper eingebracht wird (via Anlegen von Unterdruck auf die eingebauten Belüftungslanzen).

Der Lufteintrag in den Deponiekörper bewirkt einen Wechsel von einem vorher sauerstoffarmen zu sauerstoffreichen Millieu. Dadurch werden geruchs- und klimarelevante Gase (z.B. Schwefelwasserstoff oder Methan) umgewandelt bzw. gar nicht erst gebildet. Es handelt sich dabei um ein erprobtes und bei Siedlungsabfalldeponien häufig angewendetes Verfahren. 

Die aus dem Deponiekörper angesogene Luft wird mittels Aktivkohlefiltern gereinigt. Die Deponiesickerwässer werden zum zentralen Installationsplatz geführt, vorbehandelt und in die Kanalisation abgeleitet.

Wieso ging es so lange, bis das Sanierungsprojekt eingereicht wurde?

Aufgrund der sehr komplexen Verhältnisse, bezüglich der Schadstoffbelastung und -freisetzung sowie den betroffenen Schutzgütern, waren sehr aufwendige Untersuchungen in zahlreichen Etappen notwendig. Gestützt auf diese wurde dann in ebenfalls aufwendigen und etappierten Verfahren die optimale Sanierungsvariante ermittelt.

Wie sieht die nachfolgende Nutzung des Geländes aus?

Die Flächen Spitelfeld und Oberer Einschlag befinden sich in der Landwirtschaftszone und werden zur späteren Nutzung für die Landwirtschaft rekultiviert. Die Deponie Oberer Einschlag befindet zudem in der Witi-Schutzzone. Für den Naturschutz ist deshalb vorgesehen, jährlich vom April bis August eine künstlich benetzte Fläche (Flutmulde) zu erstellen. Ausserhalb der Benetzungsperiode dient die Fläche der Landwirtschaft. Weiter werden auf beiden Deponien zusätzlich ökologische Aufwertungsmassnahmen realisiert (Anlegen von Extensivwiesen, Hecken, Bäumen, Sträuchern etc.).

Insgesamt werden im Bereich der beiden Deponien gegenüber heute zusätzlich 12 Hektaren Fruchtfolgeflächen erstellt.

Die Fläche der Deponie Unterhof befindet sich im Bauperimeter «Weitblick» der Stadt Solothurn. Da später eine Überbauung der Fläche vorgesehen ist, wird auf eine Wiederauffüllung und Reklutivierung verzichtet. Die Fläche wird nach erfolgter Sanierung vorübergehend begrünt (Ansaat).

Was geschieht mit dem Feldgehölz und den Schwarzerlen auf dem Spitelfeld?

Die Schwarzerlen entlang des Brühlgrabens konnten erhalten werden. Die grossen Feldgehölze am Nordrand werden soweit es möglich ist geschont, obwohl die Wurzeln teilweise bis in den Deponiekörper reichen. 

Was geschieht mit dem Brunn- und Brühlgraben?

Die beiden Gräben werden von den Deponiesanierungen nicht tangiert. Das Stadtbauamt plant unabhängig von der Sanierung die Pumpenleistung am Übergang zur Aare zu erhöhen und die Gräben im Rahmen des Unterhalts aufzuwerten.

Ist die Sanierung dringlich?

Die Sanierung ist dringlich, da die Ökosysteme, insbesondere das Grundwasser und die beiden Entwässerungsgräben Brühl- und Brunngraben, sehr stark mit Schadstoffen belastet sind. Die Belastung liegt weit über den zulässigen Werten.

Weshalb werden die gesamten Deponiekörper ausgegraben und entsorgt?

Umfangreiche Untersuchungen und Abklärungen haben gezeigt, dass nur der Totalaushub eine sichere und nachhaltige Sanierungsmassnahme darstellt. Andere geprüfte Sanierungsvarianten, bei denen die Abfälle vor Ort bleiben, erreichen nicht die geforderten Sanierungsziele und sind mit hohen Kostenrisiken behaftet. 

Aufgrund der neuen Erkenntnisse zu den PFAS und der Radioaktivität, ist es umso richtiger, das belastete Material zu entfernen.

Was geschieht mit dem ausgehobenen Deponiematerial?

Das Deponiematerial setzt sich zusammen aus Siedlungsabfällen (Abfallsäcke, Metall, Schlacke etc.). Rund 65 % davon werden in der eigens vor Ort aufgebauten und konzipierten Abfallanlage behandelt. Eine direkte Entsorgung oder Verwertung ist aufgrund der Materialzusammensetzung nicht möglich. Die Produkte der Abfallanlage sowie das übrige Aushubmaterial werden gesetzeskonform verwertet, deponiert oder einer weiterführenden Behandlung zugeführt. Aus ökologischen wie auch aus wirtschaftlichen Gründen wird eine möglichst hohe Verwertungsquote angestrebt. Diese wird bei mindestens 20 % liegen.

Verschmutzen die Deponien die Gewässer in der Region?

Der schädliche Einfluss der Deponien beschränkt sich primär auf die Gewässer vor Ort, also das Grundwasser sowie den Brühl- und Brunngraben und letztlich die Aare. In der Aare werden die Schadstoffe stark verdünnt.

Wie wird sichergestellt, dass durch die Sanierung keine Schadstoffe mobilisiert werden und in die Luft oder ins Grundwasser gelangen?

Durch die vorgängige Aerobisierung / Belüftung der Deponieflächen werden Deponiegase abgesaugt und mit Aktivkohlenfilter gereinigt, bevor sie der Umgebungsluft zugeführt werden. Die Menge und die Zusammensetzung der Deponiegase werden laufend überwacht. Treten beim Totalaushub dennoch unvermeidliche Geruchsemissionen auf, kann mit verschieden Massnahmen entgegengewirkt werden.

Das Deponiematerial liegt zum Teil in gestautem Sickerwasser. Die darunter liegende Schicht aus siltigen / sandigen Verlandungssedimenten bildet eine «Sperrschicht» zum tiefer liegenden Grundwasserleiter. Sollte bei den Aushubarbeiten diese Sperrschicht verletzt werden, können Schadstoffe in das Grundwasser gelangen. Deshalb wird vor, während und nach der Sanierung das Grundwasser im Abstrombereich der Deponien überwacht.   

Welche Auswirkungen wird die Sanierung auf die Bewohnenden des Quartiers haben?

Nebst den üblichen Immissionen von Tiefbauarbeiten (Bagger, Grossdumper, Lastwagen, Betrieb der Abfallanlage) sind keine Auswirkungen auf die Anwohnenden zu erwarten. Die Einhaltung der vorgeschriebenen Grenzwerte wird laufend überwacht; bei Überschreitungen werden Massnahmen zur Milderung getroffen.

Auch aufgrund der aktuellen Erkenntnisse zur Radioaktivität, besteht keine Gefährdung der Bevölkerung. Bezüglich des Umgangs mit dem radioaktiven Material, ist die Bauherrschaft im engen Austausch mit dem Bundesamt für Gesundheit.

Bleiben die bestehenden Wege im Bereich der Deponien offen?

Zur Erschliessung der Deponien (Zwischentransporte) muss die Brühlstrasse gequert werden. Dafür wird auf der Höhe des Installationsplatzes eine Lichtsignalanlage installiert. Die VerkehrsteilnehmerInnen werden bei der Lichtsignalanlage priorisiert, insbesonderer der Bus. Trotzdem ist mit kurzen Wartezeiten zu rechnen. Die übrigen Wege entlang der Deponien bleiben offen; allfällige temporäre Umleitungen werden signalisiert.

Wie erfolgt der Abtransport des Deponiematerials?

Der Abtransport erfolgt via LKW entweder direkt ab der Baugrube oder ab dem Installationsplatz. Alle Zu- und Abfuhren erfolgen über die Westtangente, Grabackerstrasse zum Installationsplatz bzw. Baupiste. Das zu grossen Teilen in der Abfallanlage aufbereitete Material wird vom Installationsplatz bei der Deponie Unterhof via Grabackerstrasse und Westtangente per LKW abtransportiert. Pro Arbeitstag ist mit maximal 150 Fahrten (75 Fuhren) zu rechnen.

Was muss unter der CKW-Sanierung verstanden werden?

Unterhalb der Deponie Spitelfeld befinden sich bis in einer Tiefe von fast 20 Metern Belastungen des Untergrunds und des Grundwassers mit aus der Deponie versickerten Lösungsmitteln (Chlorierte Kohlenwassestoffe; CKW). Auch diesbezüglich besteht ein altlastenrechtlicher Sanierungsbedarf, wobei der Totalaushub des Deponiekörpers dieses Problem nicht löst. Im Anschluss an den Totalaushub sind bezüglich der CKW deshalb weitere Sanierungsmassnahmen notwendig. Diese werden derzeit geplant und später aufgrund der Erkenntnisse, die man beim Totalaushub gewinnt, optimiert. Aus heutiger Sicht ist davon auszugehen, dass die Sanierungsmassnahmen darin bestehen werden, die heute bereits im Untergrund ablaufenden natürlichen Abbauprozesse der CKW zu stimulieren und zu beschleunigen. Ein Aushub der CKW kommt aufgrund der grossen Tiefe nicht in Frage.

Zeitplan

Wie lange dauert die Sanierung?

Die im Sommer 2022 gestarteten Sanierungsarbeiten (Totalaushub und Rekultivierung) dauern voraussichtlich 6-8 Jahre. Anschliessend erfolgt die CKW-Tiefensanierung auf dem Spitelfeld.

Kosten

Was kostet die Sanierung voraussichtlich?

Die Gesamtkosten der Sanierung (inklusive nachfolgende CKW-Tiefensanierung im Spitelfeld) wurden im Jahr 2016 mit 120 Mio. Franken veranschlagt. Teuerungsbedingt betragen die voraussichtlichen Kosten 148 Mio. Franken. 

Nebst der allgemeinen Bauteuerung wird das Aufbereiten des PFAS-haltigen Material und der aufwändige Umgang mit dem radioaktiven Material zu einer weiteren Erhöhung der Kosten führen. 

Wer trägt die Kosten der Sanierung?

Die zweckgebundenen Kosten werden mit rund 40 % vom Bund, 40 % vom Kanton und 20 % von der Einwohnergemeinde Solothurn getragen. 

Organisation

Wer leitet das Sanierungsprojekt?

Die Leitung des Projektes erfolgt durch die Gesamtprojektleitung der Bauherrengemeinschaft von Stadt und Kanton Solothurn unter Federführung des Amts für Umwelt des Kantons Solothurn.

Wer führt das Sanierungsprojekt aus?

Als Arbeitsgemeinschaft tritt die «ARGE Vision Solothurn» mit den drei Firmen Eberhard Recycling AG, Eberhard Bau AG und Ebiox AG auf. Die Federführung obliegt der Eberhard Recycling AG, Kloten.